Im Angesicht des Aufbaus neuer Spannungen zwischen dem Westen und Russland rund um die Vergiftung eines ehemaligen Doppelspions russischer Herkunft in Großbritannien, kommt es selbstverständlich zu Spekulationen, auf welche Weise Washington und die Europäer ihre Sanktionen gegen die Russische Föderation verschärfen könnte.

Mögliche globale Turbulenzen an den Finanzmärkten lassen US-Administration zögern...

Wiederholt ertönten in den letzten Wochen und Monaten Stimmen, die eine Sanktionierung der russischen Staatsanleihemärkte ins Spiel brachten. Welcher Irrsinn mit Vorschlägen dieser Art verbunden ist, zeigt allein die Tatsache, auf welche Weise solche Vorschläge durch das US-Finanzministerium kommentiert werden.

So warnte das US-Finanzministerium im Angesicht seiner Berichtsveröffentlichung davor, dass die Staatsanleihe- und Schuldenmärkte der Russischen Föderation im globalen Kontext zu wichtig seien, um diese mit einem Bann oder Sanktionen zu belegen.

Eine solche Entscheidung wäre mit enormen Risiken hinsichtlich des Ausbruchs von globalen Finanzturbulenzen verbunden, wie es zudem hieß. Aus diesem Grund hat die Trump-Administration wahrscheinlich bereits signalisiert, vor einer solchen Entscheidung eher zurückzuscheuen.

...und US-Sanktionen gegen Russland als unwahrscheinlich gelten

Die Auswirkungen bezüglich einer potenziellen Verhängung von Sanktionen gegen Russlands Bondmärkte sind kaum absehbar und äußerst gefährlich. Doch wer sich in diesen Tagen über die Großwetterlage in der Welt ins Bild setzt, wird nicht umhin kommen, als einfach nur noch mit dem Kopf zu schütteln ob der zahllosen politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Exzesse, denen unsere Weltgemeinschaft mittlerweile ins Auge blickt.

Und so setzte uns Bloomberg darüber ins Bild, dass ein vor rund einem Monat publizierter Bericht des US-Finanzministeriums zu dem Schluss gelangte, dass eine Ausweitung der Sanktionen gegen Russland bei gleichzeitiger Sanktionierung einer Emission von neuen Schuldpapieren und darauf aufsetzenden Derivaten die globalen Finanzmärkte in ungeahnter Weise zu destabilisieren droht.

In diesem Bericht heißt es, dass eine solche Entscheidung „zu negativen Ansteckungseffekten über die Russische Föderation hinaus zu führen droht“. An den Kapitalmärkten wurde dieser Bericht damals jedoch mit einiger Erleichterung aufgenommen. Investoren interpretierten dessen Ergebnisse auf eine Weise, die eine Verhängung von US-Sanktionen gegen Russland Staatsanleihemärkte unwahrscheinlich machen und eher ausschließen wird.

Heutzutage ist wirklich alles denkbar

Trotz der mittlerweile mehr als absurd anmutenden Sonderermittlung von Robert Mueller in Sachen „Russia Gate“ hat der US-Kongress den Druck zur Verabschiedung von zusätzlichen Sanktionen gegen Russland aufgrund von – angeblicher – Einmischung in die US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016 zuletzt erhöht.

Wie ich eingangs erwähnte, scheint heutzutage keine Farce und Absurdität zu undenkbar und  irrsinnig, um sich nicht trotzdem auf einen solchen Pfad zu begeben. An den internationalen Bondmärkten mag die Veröffentlichung des jüngsten Berichts des US-Finanzministeriums vorerst zwar mit einiger Erleichterung aufgenommen worden sein.

Staatssekretär schließt US-Sanktionen gegen Russlands Schuldenmärkte nicht aus

Doch David Malpass, Staatsekretär für internationale Angelegenheiten im US-Finanzministerium, schüttete über die erleichtert scheinenden Investoren sogleich einen verbalen Kübel Mist aus, darauf insistierend, dass sein Ministerium eine potenzielle Verhängung von US-Sanktionen gegen Russlands Schuldenmärkte zum aktuellen Zeitpunkt nicht ausschließen wolle.

„Im US-Finanzministerium werden momentan alle Optionen geprüft“, wie Malpass in einer Email-Mitteilung bekannt gab. „Der jüngste Bericht unseres Ministeriums basiert auf einer Analyse über mögliche Auswirkungen einer Verhängung von Sanktionen gegen Russlands Schulden- und Bondmärkte. Diese Analyse erweist sich allerdings nicht als Gradmesser für oder gegen eine Verhängung von neuen Sanktionen. Das US-Finanzministerium hängt seine zukünftig ins Auge gefassten Maßnahmen nicht an die große Glocke.

Ergebnisse liegen schon länger vor - und beide Seiten hielten die Füße still

Auftraggeber zur Ausarbeitung des jüngsten Berichts des US-Finanzministeriums samt Analyse war im Zuge einer Gesetzesverabschiedung im vergangenen August der US-Kongress. Vor rund vier Wochen wurde dieser Bericht nun übermittelt. Die Ergebnisse dieses Berichts scheinen schon seit längerer Zeit vorzuliegen, wurden bislang jedoch nicht publik gemacht.

Bislang schreckte die Trump-Administration davor zurück, neue Sanktionen gegen Russland zu verhängen, was vor allem in Bezug auf Russlands Rüstungs- und Verteidigungsindustrie zutrifft. Kürzlich kam es zur Veröffentlichung einer Liste, auf der sich eine Reihe von russischen Oligarchen fand, die zwecks Sanktionierung in den Fokus der US-Regierung geraten sind. Diese Namensliste war jedoch von geringerem Umfang als zuvor angenommen.

Der russische Staatspräsident Wladimir Putin erklärte vor kurzem, dass er entschieden habe, für den Moment keine Gegen- und Vergeltungsmaßnahmen im Hinblick auf die Verkündung der amerikanischen Maßnahmen zu erwägen. Dass zurzeit Erleichterung an den globalen Bond- und Staatsanleihemärkten vor zu herrschen scheint, zeigten die Entwicklungen von russischen Bonds in lokaler Währung.

Russische Bonds, der Rubel und die Börse erholen sich nach antizipierter Entwarnung

Unter anderem kletterten im Jahr 2028 auslaufende Lokalwährungsbonds zuletzt wieder, womit sich deren Zinsen weiter verringerten. Auch der russische Rubel konnte im lokalen Handel gegenüber dem US-Dollar wieder ein wenig an Boden gut machen. Ebenso kletterten die Kurse an Russlands Börsen zuletzt, nachdem Investoren darauf setzten, dass das US-Finanzministerium dem US-Kongress keine Einleitung von Maßnahmen gegen Russlands Staatsanleihe- und Derivatemärkte empfehlen würde. 

Wallstreet ist einer der größten Investoren, dazu kommt die Angst vor Vergeltung

Ausländische Investoren halten mehr als ein Drittel an Russlands ausstehenden lokalen und internationalen Bondemissionen. Unter den größten Haltern befinden sich einige Institutionen der New Yorker Wall Street, darunter JPMorgan Chase und BlackRock. Aus dem Bericht des US-Finanzministeriums geht explizit hervor, dass eine Sanktionierung der Schuldenmärkte Russlands zu Vergeltungsaktionen des Moskauer Kremls gegen US-Interessen führen würde.

In dem Bericht heißt es wörtlich wie folgt:

„Unter Berücksichtigung der Größe der russischen Wirtschaft, der Vernetzung der russischen Vermögensmärkte mit dem Rest der Welt und der potenziellen Befolgung von US-Sanktionen durch international aktive Konzerne lassen sich weder Auswirkungen noch das Ausmaß der Konsequenzen, die sich aus einer Verschärfung der US-Sanktionen gegen die russischen Derivate- und Staatsanleihemärkte ableiten würden, auf irgendeine Weise abschätzen. Die sich daraus ableitenden Schäden hätten sowohl russische als auch amerikanische Investoren zu tragen.“

Gleichzeitig warnt der Bericht davor, dass eine potenzielle Ausweitung der US-Sanktionen die Wettbewerbsfähigkeit unter großen US-Vermögensverwaltern beeinträchtigen könnte.

Mnuchin will trotz allem wegen „Russia Gate“ neue Sanktionen verhängen

Trotz allem teilte US-Finanzminister Steven Mnuchin in einer jüngst stattgefundenen Anhörung vor einem Senatsausschuss mit, dass den Berichtsveröffentlichungen und Studien des US-Finanzministeriums eine Verhängung von neuen Sanktionen gegen Russland aufgrund von dessen Einmischung in die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016 folgen werde.

Nach mehr als zehn Monaten Sonderermittlungen durch den Ex-FBI-Chef Robert Mueller liegen für Vorwürfe dieser Art noch immer keine handfesten und schlagkräftigen Beweise auf dem Tisch. Mein Blogkollege Paul Craig Roberts bezeichnet die anhaltenden, jedoch vor ihrem Ende stehenden, Investigationen Muellers mittlerweile als „Comicbuch-Veranstaltung“.

Steven Mnuchin musste in letzter Zeit in Bezug auf seine Handhabung der russischen Milliardärsliste, auf der sich insgesamt 210 Namen finden, einiges an Kritik einstecken. Das US-Finanzministerium hat inzwischen bestätigt, die Ausarbeitung seiner eigenen Liste unter anderem auf die jüngst publizierte Forbes-Liste der wohlhabendsten russischen Staatsbürger gestützt zu haben.

Demokraten drängen auf Sanktionierung von Oligarchen, Moody´s erhöht das Rating und gibt positiven Ausblick

Die Demokraten kritisierten, dass die Zusammenstellung der russischen Milliardärsliste schon längst mit der Verhängung von neuen Sanktionen gegen russische Individuen hätte Hand in Hand gehen müssen. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Ratingagentur Moody´s Investors Service hieß es hingegen, dass Russland selbst eine Verhängung von US-Sanktionen nach Art Venezuelas locker wegstecken könnte.

Gleichzeitig hob Moody´s die Kreditbonität der Russischen Föderation wieder auf ein Investmentgrade-Rating an. Auch den Ausblick setzte Moody´s um eine Stufe auf „positiv“ nach oben. Bestehende US-Gesetze sahen eine De-Klassifizierung des Berichts des US-Finanzministeriums im Hinblick auf eine Erwägung von neuen Sanktionen gegen Russland vor.

Fazit in vier Worten: Sanktionen wären kompletter Irrsinn!

Alles in allem lässt sich schlussfolgern, dass eine Verhängung von neuen US-Sanktionen gegen die Russische Föderation sehr negative Auswirkungen auf russische und amerikanische Geschäftsinteressen hätte, die internationalen Finanzmärkte destabilisieren, darüber hinaus zu Vergeltungsmaßnahmen Russlands führen und eine Desintegration zwischen Russland und dem europäischen Kontinent zur Folge haben würde.

Trotz allem schließt das US-Finanzministerium die Verhängung von solchen Sanktionen mit keinem Wort aus! Hierin spiegelt sich der eingangs erwähnte Irrsinn, der vor allem zu einem Ergebnis führen würde: Sanktionen tragen keinen Deut dazu bei, das Verhalten eines Landes oder einer Regierung zu ändern.

Vielmehr lässt sich damit rechnen, dass sich das Verhalten der betroffenen Nation verstetigen wird, da sich der Großteil der Bevölkerung um ihre politische Führung schart. Einmal ganz davon abgesehen, dass niemand bei klarem Verstand eine Verhängung von derartigen Sanktionen überhaupt nur ansatzweise ins Spiel bringen, geschweige denn in Erwägung ziehen würde.

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